Mit dem Hörer ins Gespräch kommen : Situationsbezug der Predigt in der Epoche Johann Michael Sailers im Vergleich zur Gegenwart
Richter, Klaus Max Erich
Die kirchliche Verkündigung steht heute vor mannigfachen Herausforderungen. Das dynamische Beziehungsgeflecht von Prediger und Hörer, Text und Situation lässt sich nur schwer im Gleichgewicht halten. Prüft man die homiletischen Publikationen der Gegenwart und der jüngeren Vergangenheit, so wird deutlich, dass die Predigt sehr gründlich im Kontext der Hörersituation reflektiert wird. In diesem Zusammenhang ist auf einen möglichen Konflikt aufmerksam zu machen: die auf die Hörersituation bedachte Predigt kann versucht sein, den Anspruch des biblischen Textes zu vernachlässigen.
Meine Dissertation will zur Frage der Hörerorientierung der Predigt einen klärenden Beitrag leisten, und zwar mithilfe eines homiletischen Vergleichs, der Epoche Johann Michaels Sailers mit der Gegenwart und jüngeren Vergangenheit. Bei aller kritischen Distanz zur geistesgeschichtlichen Bewegung der Aufklärung dürfen wir nicht übersehen, dass fruchtbare Impulse von ihr ausgegangen sind und zum Beispiel viele Anliegen der „katholischen Aufklärung“ im Zweiten Vatikanischen Konzil (1962-1965) wieder aufgegriffen wurden. Die weithin von anthropologischen Interessen geleiteten homiletischen Bemühungen während der Aufklärungsphase im 18. Jahrhundert stehen in einer erkennbaren Analogie zur gegenwärtigen Situation. In besonderer Weise wird die homiletische Konzeption des Pastoraltheologen und späteren Bischofs von Regensburg Johann Michael Sailer (1751-1832) dargestellt. Sein Entwurf einer christlichen Lebenslehre auf biblischem Fundament ist von bleibender Aktualität.
Zum Vergleich, insbesondere im Blick auf die Hörererwartungen Situationsklärung, Solidarität und Zukunft, werden exemplarisch die homiletischen Entwürfe von Ernst Lange, Rudolf Bohren, Wilfried Engemann und Rolf Zerfaß herangezogen.; Preaching in the church today faces manifold challenges. The dynamic web of relationships between preacher and audience, text and situation is difficult to keep in balance. When analysing the homiletic publications of the present and recent past, it becomes apparent that the sermon is very thoroughly reflected with the context of the situation of the audience.
In this connection, one has to draw attention to a possible conflict: a sermon designed with regard to the situation of the audience may be tempted to neglect the biblical text and its demands.
Therefore, this thesis aims to make a clarifying contribution to the question of the audience orientation of sermons, namely by means of a homiletic comparison of the epoch of Johann Michael Sailer with the present and recent past.
In spite of all critical distance to the history of thought of the Enlightenment Movement, we should not overlook the fact that fruitful impulses emanated from this time, and that, for example, many concerns of the “Catholic Enlightenment” were addressed again at the Second Vatican Council (1962-1965).
The homiletic efforts of the Enlightenment period in the 18th century, which were widely led by anthropological interests, can be recognized as analogous to the current situation.
The homiletic conception of the pastoral theologian and later Bishop of Regensburg, Johann Michael Sailer (1751-1832), will be described in particular.
His conception of Christian ethical teaching on a biblical foundation is of timeless relevance.
As comparison, the homiletic drafts of Ernst Lange, Rudolf Bohren, Wilfried Engemann and Rolf Zerfaß will be exemplarily analysed, particularly with regard to the expectation of the audience.
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